Flörsheim soll ja so schön sein, hören
wir seit langem. Nachdem wir nun an Pfingsten beim Frühstück nur
"Eindreher" über unserem Dach zu hören bekamen, entschlossen
wir uns, ganz spontan, an diesem "Westanflugtag" dem "berühmten"
Flörsheim einen Besuch abzustatten.
Auf der Anfahrt über Hochheim wird man
schon von weithin sichtbaren Transparenten auf dem Dach der Hochheimer Kirche
auf das Problem "eingestimmt". Auf der Weiterfahrt von
Hochheim nach Flörsheim gewinnt man den seltsamen Eindruck, die
Flugzeuge würden immer größer werden, zuerst auf der rechten Seite,
dann auf der linken Seite der Landstraße fliegend. Irgendwie
gelangten wir zum Flörsheimer Mainufer, ein herrliches Fleckchen Erde,
eine wunderbare Stimmung umgab uns - bis .... auf der anderen, südlichen
Mainseite eine "Riesenkiste" herandröhnte. Dies alles passte
überhaupt nicht zur gerade zu beobachtenden Szene auf dem Main, auf dem
eine Gruppe Ruderer lautlos dahinglitt. Man hatte zunächst
Orientierungsschwierigkeiten und dachte beim Anflug des Jets an die
Nordwestbahn, bis im Rücken der Betrachter, schräg über den Dächern
der Flörsheimer Häuser auf der nördlichen Mainseite, der nächste Jet
herandonnerte, und einem dann klar wurde, dass das (alte) Flörsheim
nicht unter einer Anfluggeraden, sondern exakt zwischen zwei
Anfluggeraden liegt und jeder Flörsheimer somit einen akustischen
Stereo-Service hat - im Flörsheimer Neubaugebiet stärker durch den
Anflug zur NW-Bahn, am Flörsheimer nördlichen Mainufer stärker durch
die alte Anflugbahn beeinflusst.
Am Brunnen am Flörsheimer Mainufer lädt
ein breiter Fußgängerweg zum Kirchplatz ein, vorbei an gemütlichen
Lokalen. Dort und auf dem Fußweg dahinter, erhielten wir dann einen ernüchternden
Eindruck: Ein Jet dröhnte hinter uns über dem südl. Mainufer, vor uns
Richtung Norden gleichzeitig der nächste Jet Richtung Nordwestbahn, vor
uns die Geräuschkulisse eines durchfahrenden Zuges, hinter uns das Dröhnen
eines Sportbootes auf dem Main, um uns herum der Autoverkehr auf den
Querstraßen und schließlich noch das ungewöhnlich laute - ansonsten
von uns immer positiv empfundene - Glockengeläut, vom Kirchturm nebenan.
Man hätte schreien können und wäre am liebsten in den vielleicht 100
m entfernten Main gesprungen und untergetaucht, um diese Lärmfülle
loszuwerden. Geht man auf diesem Fußgängerweg weiter Richtung Norden
erreicht man eine Bahnunterführung und hinter ihr einen Grünbereich,
den sog. Alten Friedhof von Flörsheim, ein Ort der Ruhe vor Autolärm
und ..... - für eine kostbare Minute - vor Fluglärm, bis eben ein
weiterer Flugkörper auf der jetzt näher gelegenen NW-Anflugbahn
herandröhnt. Wir beobachten eine ältere Dame, die gerade ein Grab gießt,
beim Wasserholen sprechen wir sie an und reden dabei von
"Friedhofsruhe" - und fragen schließlich nach ihrem Befinden
in Flörsheim. Sie erzählt uns, sie plane wegzuziehen.
Wir erleben 5 oder 6 Überflüge über
dem Friedhof, der in den kurzen Ruhephasen zwischen den Anflügen eine
seltsame Atmosphäre ausstrahlt, gehen schließlich noch weiter, treten am
Nordtor aus dem Friedhofsgelände heraus - und vermeinen, plötzlich
eine Fata Morgana zu sehen, eine gerade fertig gestellte und
gerade bezogene Reihenhaussiedlung. Alle Häuser sind bezogen, aber das
Gelände wirkt in den Gärten und auf den Wegen menschenleer. Alle
Fenster sind bei schönstem Wetter geschlossen. Wir schauen uns
neugierig um und sehen schließlich ein einziges Haus mit einem großen
Protest-Transparent. Schließlich sprechen wir einen einsamen
Spaziergänger an. Er erzählt uns, Flörsheimer würden hier nicht
wohnen. Wir fahren wieder zurück nach Mainz, essen lieber
woanders und nicht auf der schönen Terrasse im "Hirsch"
am schönen Flörsheimer Mainufer. Unter diesen Eindrücken
beschließen wir spontan, noch am gleichen Tag einem anderen schönen
Städtchen einen "Vergleichs-Besuch" abzustatten - Bodenheim
und seinen Randgemeinden
(weiterer Bericht - mit für uns überraschenden
Eindrücken - folgt).
Familie Herzer
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