Zusammenfassung und Kommentierung von
Fluglärmaktivistin Hannelore Feicht
Wenn
man den rheinland-pfälzischen Politikern etwas Glauben schenken kann, dann könnten
wir annehmen, sie wären auf unserer Seite. Jedenfalls geht dies aus dem Protokoll der Landtagssitzung (17. Wahlperiode, 90. Sitzung am
22.10.2019) (Link) hervor. Bei dieser Sitzung ging es damals über
die Flughöhen-Absenkung im Soonwald und ich habe über deren Wissen um
Fluglärm und ihre Argumente echt gestaunt. Ich weiß nicht genau wie wir
deren Aussagen nutzen können, doch stelle ich mir vor, dass wir sie oder
ihre Argumente vor unseren Karren spannen.
Worauf
ich hinaus will: Der damalige RLP-Staatsminister Dr. Volker Wissing, zählte
in besagter Diskussion auf, was die Landesregierung alles nicht
machen kann, bzw. worauf sie keinen Einfluss hat, sagt aber auch: „Wir
sind der Meinung, dass eine Änderung der rechtlichen Grundlagen
erforderlich ist, um eine nachhaltige Verbesserung des Fluglärmschutzes zu
erreichen.“… „…weil unterschiedliche regionale Interessen im
Interesse eines gemeinsamen Miteinanders im föderalen Staat nicht dazu führen
dürfen, dass die Menschen an einer Stelle die Folgen der wirtschaftlichen Tätigkeit
an anderer Stelle tragen müssen. Dies schon gar nicht, wenn die Folgen
gesundheitliche Beeinträchtigungen sind.“
Jetzt
sitzt Wissing im Bundesverkehrsministerium und könnte seinen Einfluss geltend machen. Wie können wir bewirken, dass er sich
selbst ernst nimmt (seine Aussagen) und in unserem Sinne handelt?
Oder:
Wenn Hüttner weiß, dass die DFS nicht alleine entscheidet, sondern das
Bundesverkehrsministerium Verordnungen zum Fluggeschehen erlässt, dann könnten
wir z.B. in unserer Angelegenheit ‚Umstellung auf PBN‘ über Hüttner
Druck auf Dr. Wissing machen, damit eine Verordnung erlassen wird, die uns
vor einer Verschlechterung der Fluglärmsituation schützt.
Das
Protokoll der Sitzung ist lesenswert. Es sind 8 Seiten, gespickt mit
wertvollen Aussagen.
Einige
beachtliche Aussagen habe ich hier zitiert (siehe
nachfolgend).
Auszüge
aus der Diskussion:
Abg.
Michael Hüttner:
„Mir hat die DFS geschrieben, sie entscheide das letztendlich nicht
allein, sondern am Schluss werde das Bundesverkehrsministerium eine
Verordnung erlassen. Aber …dann…gilt mein …Appell an das
Bundesverkehrsministerium … eine solche Verordnung und eine solche Lärmbelastung
für die Region niemals zuzulassen.“
Abg.
Gerd Schreiner,
CDU, sagt: „Aber die Gesetzesinitiative der RLP Landesregierung zielt
darauf ab, dass auch Fragen des Lärmschutzes und des Umweltschutzes in die
Entscheidungen der DFS einbezogen werden müssen…“. „…Ich glaube,
wir müssen die Grenzwerte unter Druck setzen. Sie alle wissen, dass
Grenzwerte von Flugzeugen gemittelt werden, weil ein einzelnes Flugzeug im
Zweifelsfall so laut ist, dass in Frankfurt nie wieder ein Flugzeug landen könnte.
…“
Abg.
Damian Lohr,
AfD verweist auf das Bundesumweltamt, das als gesichert erachtet, dass
chronischer Fluglärm krank macht. „Die gegenwärtigen Lärmgrenzwerte
bieten laut Bundesumweltamt keinen ausreichenden Schutz.“ „Die
Landesregierung muss hier aktiv werden und sich gegen die gesenkten Flughöhen
wenden. Dabei reicht nicht, wenn man Gespräche führt, nein, es muss öffentlicher
Druck her, Druck im Sinne der Menschen, im Sinne der Gesundheit.
…offiziell soll durch die Absenkung der Flughöhen im Gegenanflug die
Kapazität des Flughafens Frankfurt erweitert werden, um die Zahl der
Flugbewegungen pro Stunde kurzfristig von 104 bis auf 108 und langfristig
auf 125 pro Stunde zu erhöhen. Im Raum steht ebenso, dass die Absenkung
auch deshalb von der Flugsicherung gewünscht wird, um mit weniger
Fluglotsen … abwickeln zu können.“
Abg.Steven
Wink,
FDP, führt u.a. aus: „…können wir unsere Ohren nicht verschließen.“…
„…, dass Lärm krank macht, … Leistungsfähigkeit …negativ
beeinflusst … Konzentrations- und Schlafstörungen führen, …“ „Ich
darf an dieser Stelle wie meine Vorredner wiederholen, wir müssen die
Sorgen und Ängste der Bürgerinnen und Bürger gerade bei diesem Thema
ernst nehmen. Wir dürfen es uns nicht erlauben, dass über die Köpfe und
die Gesundheit der betroffenen Menschen sowie der Kommunen in unserem Land
hinweg entschieden wird. Deshalb müssen wir gemeinsam eine Lösung
erarbeiten.“
Abg.
Daniel Köbler,
Grüne, führt Details zu den Überflügen über der Universitätsklinik an:
„…zwischen 2014 und 2018 ….auf 25.000 Überflüge pro Monat zugenommen
hat…. 25.000 Flugbewegungen … hatten wir Mitte der 80er-Jahre im ganzen
Jahr. Das haben wir jetzt an der Mainzer Universitätsklinik pro Monat.“
„Das heißt, wir stehen sogar erst am Anfang einer Zunahme des Fluglärms,
der für die Menschen in unserer Region absolut unerträglich und nicht mehr
hinnehmbar ist. „Das, was am Himmel über uns passiert, ist scheinbar
ungezügelt und dient am Ende nur wirtschaftlichen Interessen einiger
Weniger. Ich finde, diese Denke muss sich grundsätzlich ändern.“ Das heißt,
die Gremien, die wir haben, um das Ganze zu begleiten, werden erst hinterher
darüber informiert. Ich finde, das ist ein unhaltbarer Zustand.“ „Es
wird Zeit, dass endlich die Gesundheit der Bevölkerung und der Lärmschutz
auch auf der Bundesebene eine zentrale Rolle spielen.“
Staatsminister
Dr. Volker Wissing, rlp Minister für Wirtschaft, Verkehr … : „Die
Landesregierung hat allerdings weder einen rechtlichen Einfluss auf die
Kapazitätsausweitungen auf dem Frankfurter Flughafen noch auf die
Belastungen, die von den von der Deutschen Flugsicherung erteilten Flügen
über Rheinland-Pfalz ausgehen. Die Landesregierung hat ebenso wenig eine
Einflussmöglichkeit auf die Festlegungen des Bundesaufsichtsamts für
Flugsicherung.“ Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist an … weder
beteiligt, noch kann sie … mit rechtlichen Mitteln beeinflussen oder
verhindern.“ „Wir sind der Meinung, dass eine Änderung der rechtlichen
Grundlagen erforderlich ist, um eine nachhaltige Verbesserung des Fluglärmschutzes
zu erreichen.“… „…weil unterschiedliche regionale Interessen im
Interesse eines gemeinsamen Miteinanders im föderalen Staat nicht dazu führen
dürfen, dass die Menschen an einer Stelle die Folgen der wirtschaftlichen Tätigkeit
an anderer Stelle tragen müssen. Dies schon gar nicht, wenn die Folgen
gesundheitliche Beeinträchtigungen sind.“
Abg.
Michael Hüttner:
„…im Augenblick hat nur das Bundesverkehrsministerium die Chance zu
sagen: Stopp! So nicht!“
Abg.
Gerd Schreiner:
„Wir sind keine Fachleute für Flugzeugtechnik. … Fachleute von der
Flugsicherung (können) sagen: … Aus Sicherheitsgründen geht es nur so,
wie wir das vorschlagen….Als Politik können wir aber sagen: Es gibt eine
klare Obergrenze für den Lärm. - Es ist mir völlig egal, ob das Flugzeug
auf dem Kopf, vorwärts oder rückwärts fliegt. Es ist mir auch völlig
egal, in welcher Höhe es fliegt, aber es interessiert mich, wie laut es
ist. Ich will, dass es sicher ankommt und leiser wird. Das können wir nur
gesetzlich beeinflussen, weil natürlich auch eine Firma wie die Fraport
wirtschaftliche Rechte hat, in die wir nur per Gesetz eingreifen können.“
Link zum Protokoll