Dann wird die Region plattgewalzt
VON WOLFGANG SCHUBERT
Seit Wochen hält sich das Gerücht und nimmt Fahrt auf. E-Mails werden
verschickt, Journalisten "angefüttert". Mal heißt das Thema
schlicht "Südbahn", mal ausgreifend "Weltflughafen".
Jedenfalls sei "ein ganz heißes Eisen im Vormarsch".
Kern der Spekulation: Der Flughafenbetreiber Fraport bereitet bereits die
nächste Stufe des Flughafen-Ausbaus vor: Wenn Ende des Jahres der hessische
Verkehrsminister den Planfeststellungsbeschluss für die vom
Flughafenbetreiber Fraport beantragte Nordwest-Landebahn erlässt, werde
Fraport nach einer Schamfrist von wenigen Wochen das Raumordnungsverfahren
für die dann fünfte Piste auf den Weg bringen. Ziel von Fraport sei der Bau
einer weiteren Bahn im Süden des Airports. Als Kronzeuge für die
Spekulationen meldet sich der Frankfurter Rechtsanwalt Matthias
Möller-Meinecke zu Wort, im laufenden Ausbau-Verfahren Rechtsbeistand des
Main-Kinzig-Kreises und der Stadt Hanau.
Südbahn fand Befürworter
Bereits im Jahre 2000 bei der Landtagsanhörung in den Wiesbadener
Rhein-Main-Hallen habe der damalige Ausbau-Verantwortliche im Fraport-Vorstand,
Manfred Schölch, den nächsten Ausbau angekündigt, beteuert der Jurist im
Gespräch mit der FR. Möller-Meinecke: "Ich habe noch deutlich im Ohr,
wie Schölch damals sagte, bei jährlichen Zuwachsraten des Luftverkehrs von
fünf Prozent und einem Planungsvorlauf von mindestens zehn Jahren für eine
neue Bahn müssen wir sofort nach dem Planfeststellungsbeschluss für die
vierte Piste die fünfte angehen."
Das lässt die Ausbaugegner aufhorchen. Und Möller-Meinecke legt nach: Auch
beim Neujahrsempfang 2007 der Frankfurter Industrie- und Handelskammer sei
"diese Diskussion geführt worden". Im Jargon der Bürgerinitiativen
gegen den Ausbau werden aus den Diskussionen "Indiskretionen" und
das Thema noch ein bisschen heißer.
Das kommt an. Ausbaugegner zählen eins und eins zusammen. Als die Mediation
im Jahre 2000 nach einjähriger Beratung den Ausbau des Flughafens
befürwortete, war ihr Favorit nicht die Nordwest-Bahn, sondern eine Piste im
Süden des Airports. Auch Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sah das damals
so. Doch der Flughafen setzte auf die Nordwest-Piste, weil deren Betrieb im
Zusammenspiel mit den vorhandenen Bahnen besser zu managen sei.
In Erinnerung blieb jedoch die Südbahn. Da fällt manchem Ausbaugegner ein,
hinter allem könne der Ministerpräsident mit einem Plan stecken, die Region
und die Gegner zu spalten. Koch wisse, dass eine Südbahn von Offenbach
hingenommen werde, weil sie das Stadtgebiet kaum tangiere. Gegen die
Nordwest-Bahn will Offenbach aber bis zur letzten Gerichtsinstanz ziehen.
"Völliger Unsinn", sagt Wilhelm Bender dazu. Der Flughafen-Chef
beteuert, es gebe weder "Ideen noch Pläne", den Flughafen
"über das bisher bekannte Maß hinaus" auszubauen. "Wir warten
sehnlichst auf den Planfeststellungsbeschluss für die Nordwest-Bahn, damit
sind wir im Augenblick genug beschäftigt", sagte Bender der FR.
Zum Originalartikel:
http://www.fr-online.de/top_news/?sid=64fb75787d70aaccef001dc5217d1b0f&em_cnt=1224542
Mehr zum Thema:
http://www-fr-online.de/flughafen
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