Zugeständnisse an Fraport
Kommunen stellen in Papier Klageverzicht in Aussicht / Keine Strafen bei
Verstoß gegen Nachtflugverbot vorgesehen
Der Anti-Lärm-Pakt für den Ausbau des Frankfurter Flughafens nimmt Gestalt
an. In dieser Woche wird eine "Absichtserklärung" der Beteiligten
präsentiert, in der die betroffenen Kommunen erhebliche Zugeständnisse an
den Flughafen-Betreiber Fraport in Aussicht stellen.
Am heutigen Donnerstag soll das Regionale Dialogforum (RDF) eine
"Vorvereinbarung zur Konkretisierung eines Anti-Lärm-Paktes" für
den Ausbau des Frankfurter Flughafens billigen. Der Entwurf, der der FR
vorliegt, enthält weit reichende Zusagen der lärmgeplagten Kommunen. So
heißt es darin: "Mit dem Anti-Lärm-Pakt einhergehen soll ein
umfassender Klageverzicht sowie die Rücknahme von Einwendungen durch alle
Unterzeichner."
Das Papier stellt sämtliche Zusagen zum Lärmschutz unter die
Voraussetzung, dass sie unter "Berücksichtigung betrieblicher und
wirtschaftlicher Belange" (des Flughafens) geschehen. Alle Lärmschutz-Maßnahmen
sollen erst umgesetzt werden, wenn der Planfeststellungsbeschluss vorliegt
oder die neue Bahn in Betrieb ist - auch jene, die schon heute umsetzbar wären.
Für Schallschutzfenster und ähnliche "passive Schallschutzmaßnahmen"
sollen nicht allein die Verursacher aufkommen, sondern ein
"Regionalfonds", in den auch Kommunen, das Land Hessen oder
Landkreise einzahlen müssten.
Lärmschutz-Zusagen stehen als Prüfauftrag in dem Papier. "Zu den im
Zuge der Verhandlungen zu prüfenden Maßnahmen" zählten etwa ein
steilerer Anflug, ein steilerer Start oder ein späteres Aufsetzen der
Maschinen ("Landeschwellenversatz"), damit die nahen Wohngebiete
in größerer Höhe überflogen werden.
Der Entwurf wurde von einer Arbeitsgruppe des Dialogforums erarbeitet, der
vier Vertreter betroffener Gemeinden und vier Vertreter des Luftverkehrs
angehörten. Am heutigen Donnerstagabend soll es im Dialogforum diskutiert
und morgen vom Dialogforum-Vorsitzenden Johann-Dietrich Wörner vorgestellt
werden.
In der vorigen Woche hatten die Verantwortlichen der beteiligten Kommunen
Offenbach, Neu-Isenburg, Flörsheim und Raunheim zu den ersten Berichten über
die Vereinbarung noch versichert, dass sie sich das Klagerecht "nicht
abkaufen" lassen würden. Am Mittwoch bekräftigten sie, dass trotz der
Formulierungen über den "umfassenden Klageverzicht" nichts
beschlossen werde.
Die an der Erarbeitung des Papiers beteiligten Bürgermeister Thomas Jühe
(Raunheim) und Michael Antenbrink (Flörsheim, beide SPD), betonten auf
Anfrage der FR, es würden darin nur die Punkte aufgezählt, über
die man nun konkret verhandeln wolle. "Es ist offen, ob es zu einem
Anti-Lärm-Pakt kommt", hob Antenbrink hervor.
Jühe sagte, für ihn sei entscheidend: "Was liegt am Schluss in dieser
Schale Fluglärmminderung drin." Wenn es genug sei, werde er auch
"die Klagefähigkeit prüfen".
Die Landtags-Grünen nannten das Papier "skandalös" und "maßlos
einseitig". Ihr parlamentarischer Geschäftsführer Frank Kaufmann
sagte der FR: "Das darf nicht unterschrieben werden." Pitt
von Bebenburg