Herrn
Landtagspräsident
Christoph Grimm
-persönlich-

Mainz

 

 

Mainz, 27.2.2006

Flugplätze Fraport und Finthen

Sehr geehrter Herr Grimm,

auch wenn meine Schulzeit schon Jahrzehnte zurückliegt, glaube ich behalten zu haben, dass das Parlament als vom Wähler legitimiertes Staatsorgan die Regierung kontrolliert. Ich wende mich deshalb an Sie persönlich mit der Bitte um Unterstützung, weil Ministerpräsident Beck und Minister Bauckhage sich unisono den Sorgen der Bürger der Region verschließen.

In zahllosen Eingaben habe ich mich an die Landesregierung gewandt und nie eine überzeugende Antwort erhalten. Meine dezidierten Fragen und Vorhaltungen wurden entweder gar nicht oder ausweichend beantwortet nach der Prämisse, was geht uns die Nordwestbahn an, wir sind doch für die Nordostvariante. Die Stellungnahmen der Landesregierung sind so dürftig, dass ich mich frage, ob die Verfasser in schlichter Unkenntnis, Hilflosigkeit oder Dreistigkeit gehandelt haben. Praktisch alle meine Fragen sind unbeantwortet geblieben. Vor allem wurde mir eine Aussage dazu verweigert, was die Landesregierung veranlasst, blauäugig von einer Präferenz der Nordostvariante zu fabulieren und was sie denn zielführend unternimmt, diese irreale Vision durchzusetzen.

Sich derart der sachlichen Auseinandersetzung zu entziehen, ist beschämend. Jeder weiß, dass die Nordostvariante nie kommen wird, weil diese den Fraport-Miteigentümer Frankfurt belasten würde, ohne Mainz zu verschonen. Allenfalls würden sich die besonders lärmintensiven Eindrehvorgänge aus dem Raum Lerchenberg ein Stück nordostwärts verlagern, also Richtung Gonsenheim / Mombach / Neustadt. Und ein Nachtflugverbot wird der Miteigentümer Lufthansa aus wirtschaftlichen Zwängen verhindern. Sogar Siedlungsverbote fordert LH mit Erfolg. Der hessische Minister Rhiel bezeichnete im Raum Darmstadt verfügte Bauverbote als "erfreuliche Nachricht für die Zukunft des Rhein-Main-Gebietes". Erfreulich im Sinne der Lärmverursacher!

Die gegen Bürger und Kommunen gerichtete Politik trägt dazu bei, das historische und kulturelle  Herz Mitteleuropas zu zerstören und kostet vor allem die Kommunen Millionen in ihrem Kampf gegen einen Interessenklüngel. Auch meine Schlüsselfrage zum Wachstumswahn harrt der Diskussion. Hier widerspricht sich die Landesregierung, denn ausgerechnet die Landeszentrale für Umweltaufklärung propagiert in der beigefügten Druckschrift den von der ÖDP schon immer vertretenen Grundsatz der Nachhaltigkeit im Sinne von weniger ist mehr.

Ich bitte Sie, auf die Landesregierung einzuwirken, sich mit meinen Eingaben substantiell zu befassen, auch wenn Wahlkampf ist und Wein- und Schützenfeste prominenter Eröffnung harren.

Mit hoffnungsvollen Grüßen

Hartmut Rencker


Herrn 
Landtagspräsident Christoph Grimm
-persönlich-

Mainz

 

 

Mainz, 20.3.2006

Flugplätze Fraport und Finthen

Sehr geehrter Herr Grimm,

meine noch einmal beigefügte Beschwerde über die Weigerung von Ministerpräsident Beck und Minister Bauckhage, sich mit einer ganzen Reihe von Schreiben zum Thema Fluglärm inhaltlich auseinanderzusetzen, haben Sie zu meinem Befremden nicht zielführend aufgegriffen. Stattdessen haben Sie sich der Angelegenheit entledigt und diese dem Bürgerbeauftragten Galle zugewiesen. Ich habe mich aber gar nicht als Privatperson über eine Dienststelle beschwert, sondern als Mandatsträger die Pflichtvergessenheit der Regierung beanstandet. So hat sich denn auch der Bürgerbeauftragte für unzuständig erklärt. Damit kann die Beschwerde aber nicht beendet sein.

Nach Art. 2/2 Grundgesetz und Art. 51 und 52 der Landesverfassung ist die Landesregierung zum Schutze der Bevölkerung verpflichtet. Genau dies konterkariert die Regierung, indem sie den Wachstumswahn von Fraport zum Nachteil der Menschen der Region unterstützt. Eine der am dichtesten besiedelten Regionen Deutschlands, das historische und kulturelle Herz Mitteleuropas, erleidet schon jetzt einen qualitativen Niedergang, der durch den von Fraport geforderten Ausbau zum Mega-Hub noch gesteigert wird. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern auch die der Stadtführung und aller verständigen Menschen. Forderungen nach schonenderen Flugroutenführungen wurden gerade erst vom OVG Hessen zurückgewiesen. Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, dass die Landesregierung blauäugig von einer Präferenz der Nordostvariante fabuliert, einem Planspiel, das gar nicht zur Diskussion steht und Mainz durch zentraleren Überflug sogar noch mehr belasten würde.

Ich fordere Sie eindringlich auf, Ihr Ansehen und Ihre Überzeugungskraft einzusetzen und auf die Landesregierung einzuwirken, meine Vorbringen endlich substanziell zu beantworten und sich nicht mit Ausflüchten aus der Affäre zu stehlen.

Mit freundlichen Grüßen

Hartmut Rencker

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