28.09.2005

Trinkwasser-Angst am Flughafen Hahn

Gericht verhandelt Klagen zweier Kommunen gegen Verlängerung der Start- und Landebahn

HAHN/KOBLENZ Nicht nur am Flughafen in Frankfurt wird protestiert: Kommunen im Kreis Bernkastel-Wittlich und Naturschützer im Hunsrück versuchen, den Ausbau des Flughafens Hahn noch zu stoppen. Gestern wurden die Klagen am Oberverwaltungsgericht in Koblenz erörtert.
 
Von
Markus Lachmann

Vergleicht man die Dimensionen im Hunsrück mit dem Protest im Rhein-Main-Gebiet, so ist man fast versucht, von einem "Zwergenaufstand" zu sprechen. Allerdings ist es den Gegnern des Ausbaus am Flughafen Hahn ebenso ernst. Die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach mit rund 10000 Einwohnern befürchtet, mit dem Ausbau werde ihr Trinkwasser verunreinigt. Der Brunnen, der die Gemeinde Enkrich versorgt, liegt etwa zehn Kilometer von der Start- und Landebahn entfernt. Die Befürchtung: Enteisungsmittel könnte von der Rollbahn in den Waschbach und damit den Brunnen gelangen. Die Weinbaugemeinde klagt nun gegen das Land. Zwei Niederlagen vor Gericht hat sie bereits einstecken müssen. Im aktuellen Prozess wird ein schriftliches Urteil in zwei Wochen erwartet.

"Wir sind zuversichtlich, dass das Gericht für uns entscheiden wird", erklärte die Sprecherin der Hahn-GmbH, Maria Horbert. Der Flughafenbetreiber werde das Oberflächenwasser "kontinuierlich messen". Wird ein bestimmter Grenzwert überschritten, dann soll das Wasser in Tanks gesammelt und zur Kläranlage gebracht werden. Auch weniger stark belastetes Wasser komme zuerst in Regenrückhaltebecken und fließe erst dann in den Bach, wenn der Wert noch einmal gesunken sei.

Auch die Gemeinde Morbach klagt gegen den Planfeststellungsbeschluss: Sie will, dass ihre Ortslagen Hundheim, Hinzerath und Wederath als Nachtschutzzonen ausgewiesen werden - und dadurch in den Genuss von Schallschutzmaßnahmen kommen. Die drei Orte liegen nach Angaben der Gemeinde elf bis 13 Kilometer von der Achse der Start- und Landebahn entfernt. Ohne eine solche Zone fühle sich der Luftkurort in seiner Planungshoheit beeinträchtigt; dies bezweifelt wiederum der Flughafenbetreiber.

Eine Sprecherin des Oberverwaltungsgerichts erklärte, mit einer Entscheidung über die Klage sei erst in sechs Wochen zu rechnen. Die Beteiligten wollen nun versuchen, zu einer außergerichtlichen Einigung zu kommen.

Um rund 700 Meter auf 3800 Meter soll die Start- und Landebahn am Hahn bis Mitte 2006 verlängert werden. Damit soll die Nachfrage im Lang- und Mittelstrecken-Frachtverkehr befriedigt werden. Bislang können Frachtflugzeuge entweder nicht voll betankt oder nicht voll beladen abheben. Baurecht herrscht seit Anfang des Jahres. Von rund 90 Hektar Wald sind 30 Hektar bereits gerodet; mit dem Rest muss der Flughafenbetreiber warten, bis über die noch anhängigen Klagen von Natur- und Vogelschützern entschieden wird - Stichwort "Mopsfledermaus".

 

Anmerkung der ÖDP-Lerchenberg
...nach einer wohl nur einmalig im SWR verbreiteten Nachricht wird eine Anliegergemeinde des Flugplatzes Hahn bereits mit Wasser aus dem Tankwagen versorgt, weil im eigenen Trinkwasserbrunnen Naphta gefunden wurde, ein hoch giftiger und karzinogener Bestandteil von Kerosin.

Es lebe das Wachstum bis zum Platzen

Hartmut Rencker
Ortsbeiratsmitglied

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