Rhein-Main-Gebiet soll nicht zur
„Lärmmüllhalde“ verkommen
Anhörung zum Ausbau des Frankfurter
Flughafens und Bannwald-Rodung für Airbus-Werft von Protesten begleitet —
Umwelt-Aktivisten besetzten Bäume
FRANKFURT/OFFENBACH. Begleitet
von Protesten hat gestern in Offenbach das Erörterungsverfahren zur
Erweiterung des Frankfurter Flughafens begonnen. Mehrere hundert
Ausbaugegner und etwa 50 Befürworter versammelten sich in getrennten
Gruppen vor der Offenbacher Stadthalle, wo in den kommenden Monaten die rund
127 000 Einwendungen von Bürgern, Behörden und Verbänden gegen die
Erweiterung des Flughafens um eine neue Landebahn geprüft werden sollen.
Viele Menschen in der Region um den Flughafen fürchten, dass mit der neuen
Piste noch mehr Fluglärm, Luftverschmutzung und Naturverlust auf ihr
Lebensumfeld zukommen wird. Schon jetzt, da sind sich die Protestierenden
einig, sei in allen Punkten die Grenze des Zumutbaren überschritten.
Bisher verfügt der Flughafen
über zwei parallel liegende Start- und Landebahnen sowie eine reine
Startbahn (West). Die im Nordwesten des Airports geplante neue Landebahn
soll dazu beitragen, die Position des Flughafens gegenüber der
europäischen Konkurrenz wirtschaftlich zu festigen und „Job-Motor‘ zu
bleiben. Bei der prognostizierten Zunahme des internationalen Luftverkehrs
stößt der Rhein-Main-Flughafen mit seinen vorhandenen Bahnen und mehr als
500 000 Flugbewegungen jährlich an seine Grenzen — sagt die
Betreibergeseflschaft Fraport. Bis auf rund 660 000 Flugbewegungen könne
die Kapazität durch die zusätzliche Bahn gesteigert werden.
Von mehr als 900 000
möglichen Starts und Landungen sprechen dagegen die Ausbaugegner, die darin
ein „Horrorszenario für die Region“ sehen. „Wir werden uns nicht
damit abfinden, dass ein Teil des Rhein-Main-Gebietes zur Lärmmüllhalde
verkommt, angestammte Wohngebiete unbewohnbar werden und oft mühsam
erspartes und erarbeitetes Immobilieneigentum an Wert verliert“ erklärte
gestern Ingrid Wagner als Sprecherin des Bündnisses der Bürgerinitiativen
gegen den Flughafenausbau. Sie forderte eine „ intakte Umwelt für uns und
unsere Kinder“, ein striktes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr und erteilte
einer „Käfighaltung in schallgedämmten Räumen“ eine klare Absage.
Auch der Umweltdezernent der ebenfalls vom Fluglärm massiv betroffenen
rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt Mainz, Wolfgang Reichel (CDU),
blickte auf der Protestkundgebung vor der Stadthalle sorgenvoll in die
Zukunft: „Die Fraport ist noch lange nicht satt. Wer sich jetzt darüber
freut, dass eine Nordwestbahn geplant ist, von der man selber nicht
betroffen sein wird, der wird schon in wenigen Jahren von der Fraport mit
Uberlegungen zu einer zusätzlichen Südbahn konfrontiert werden.“
Der Zorn der Ausbaugegner
richtet sich nicht allein gegen die geplante neue Landebahn, die
voraussichtlich 2009 in Betrieb genommen werden soll: Zeitgleich mit der
Eröffnung des Erörterungsverfahrens begannen im so genannten Bannwald am
Flughafen die Rodungsarbeiten, die 21 Hektar Platz schaffen werden für den
Bau einer Wartungshalle für den Riesen-Airbus A 380. In dem 350 Meter
langen, 140 Meter breiten und 45 Meter hohen Werftgebäude können nach der
Fertigstellung gleichzeitig vier A 380 oder bis zu sechs Boeing 747 Jumbos
gewartet werden. Die Kritiker fürchten auch hier unter anderem
zusätzlichen Flugverkehr und -lärm sowie weithin dröhnende
Triebwerkstestläufe.
Ein
Polizei-Großaufgebot sichert derzeit das vorsorglich eingezäunte zu
rodende Waldgebiet ab. Trotzdem gelang es Aktivisten der Um-
weltorganisation Robin Wood, auf Bäume in dem Areal zu klettern und so
gegen das Abholzen zu protestieren. Unterstützung erhielten die
Umweltschützer durch zahlreiche Bürger, die nach der Demonstration vor der
Stadthalle an den Ort des Kahlschlags eilten.
Helmut Oesterwinter
Anmerkung
der ÖDP-Lerchenberg
...und es wird noch viel schlimmer kommen. Der Nordwest-Landekorridor
wird mittig über den Lerchenberg führen, dazu noch 60 -100 Meter
niedriger wegen des 3 km näher an Mainz liegenden Aufsetzpunktes.
Dazu kommt bei Westwind der neue Altlantikabflug. Und langfristig wird
es die Hölle für die gesamte Region, denn weitaus bedrohlicher als
der Bau der Riesenhalle ist deren Platzierung. Die von Naturschützern
geforderte Verlegung auf das frei werdende US-Gelände scheitert an
dem geplanten neuen Terminal Süd, das in seiner Dimension einen
eigenen Großflugplatz herausfordert. Damit ist der Einstieg in den
weiteren Bau von zwei Südbahnen eingeleitet, denn das Terminal Süd
steht in keiner Beziehung zur weit entfernten Nordwestbahn. Dieses
Ziel hat Fraport erst im September 2004 verdeckt erklärt mit der
Forderung, der Flugplatz müsse zum Mega-Hub ausgebaut werden, um im
Kreise der weltgrößten Plätze bestehen zu können, andernfalls
werde Fraport seine Bedeutung verlieren und in die Provinzialität zurückfallen.
Und
das als Rechtfertigung so gerne vorgeschobene Nachtflugverbot wird es nie geben.
Die Lufthansa-Tochter Condor wickelt 40% der Flüge zwischen 23 und 5
Uhr ab, ähnlich ist es bei Lufthansa-Cargo. Die Menschenverachtung
der Lufthansa gipfelt in einer Forderung nach Siedlungsbeschränkungen
!!
Hartmut
Rencker
Ortsbeiratsmitglied |