Allgemeine Zeitung Mainz vom 11.8.2005

„Am Himmel ist die Hölle los“

Weitere Lesermeinungen zum Thema Lärm/„Gigantische Wertvernichtung bei Immobilien durch Fluglärm“ vom 11.08.2005
 
lac. MAINZ Fluglärm war das dominierende Thema bei der Telefonaktion dieser Zeitung zum Thema Lärm.

K.V. Kellner aus Mainz-Kostheim berichtet, er beschäftige sich derzeit mit der Überlegung, das Rhein-Main-Gebiet zu verlassen. „Mittlerweile hat die Krake Fraport auch den Luftraum über unserem Häuschen eingenommen und dröhnt uns an vielen Stunden im Jahr die Ohren voll“, schreibt er. 

„Keine Lärmquelle kann auf die Dauer so zermürben wie der ständige Fluglärm, dem wir fast ununterbrochen in Mainz ausgesetzt sind“, sagt auch U. Mohnke aus Mainz. „Abends sieht man am Himmel ein Licht nach dem anderen“, berichtet Erika Liez aus Idstein, die wegen Fluglärms nur sehr schlecht einschlafen kann. „Hier ist Hölle los.“

Karin Hefner hält den Fluglärm über Mainz-Hechtsheim für „menschenverachtend“. „Meine Gesundheit wird geschädigt und meine Immobilie verliert an Wert.“ Sie habe sich schon beim Flughafenbetreiber Fraport beschwert, erhalte aber immer nur „zusammengesetzte Satzbausteine“.

Margitta Knorn aus Ober-Olm ist aufgefallen, dass sich „speziell der Nachtlärm extrem vermehrt hat“. Sie habe nichts gegen „eine wichtige Frachtmaschine in der Nacht, aber müssen sämtliche Ferienflieger auf die Kanaren um drei oder vier Uhr in der Früh fliegen?“ 

Kritik üben Leser an der Praxis, Lärmwerte als gemittelten Wert (Dauerschallpegel) – anzugeben. Danach sei eine „Kanone so leise wie ein Fisch, weil sie ja nicht ständig schießt“, ärgert sich (das Lerchenberger ödp-Ortsbeiratsmitglied) Hartmut Rencker aus Mainz.

Hans-J. Cordes aus Mainz-Kastel hat beobachtet, dass zwischen 13 und 14 Uhr „die Flugzeuge in Minutenabständen sehr tief über Mainz-Kastel hinwegfliegen“. „Dieser Lärm hindert mich an meinem Mittagsschlaf, den ich aus gesundheitlichen Gründen eigentlich halten müsste.“

Thomas Zimmerer aus Bischofsheim ist der Auffassung, das beim Fluglärm „die Bevölkerung seit Jahren von der Politik an der Nase herumgeführt“ wird. Jüngstes Beispiel sei, dass Hessen seine Zusage nicht einhalte, den Nachtfluglärm einzuschränken.

Karl-Heinz Hook aus Mainz-Lerchenberg fühlt sich durch Fluglärm „enorm körperlich geschädigt“. „Selbst bei geschlossenen (neuen) Fenstern dröhnen die Flugzeuge innerhalb meiner Wohnung! Habe ich nicht ein staatlich garantiertes Recht auf Unversehrtheit der Wohnung?“ Es sei ihm nicht möglich, in der warmen Jahreszeit nachts bei geöffnetem Fenster zu schlafen.

Nach Berechnungen von Friedrich Herzer aus Mainz hat der Flughafen-Ausbau eine „gigantische Wertvernichtung“ bei Immobilien in Milliardenhöhe zu Folge. „Wer kommt für diese Wertvernichtung auf?“

„Man fühlt sich als Menschen zweiter Klasse, ohnmächtig müssen wir diesen Lärm über uns ergehen lassen“, schreibt die Mainzerin Marianne Jegodzinski. „Wenn unser Sohn den Schulabschluss hat, werden wir in eine flugfreie Gegend ziehen und unser schönes Hechtsheim verlassen müssen. Die Gesundheit geht vor!“

„Es ist eine furchtbare Last“, beschwert sich auch Siegfried Müller aus dem rheinhessischen Wackernheim über den Fluglärm. Er wagt sich gar nicht auszumalen, was bei einem Ausbau noch auf die Menschen der Region zukomme. Marlies Seib aus Biblis berichtet, sie müsse nachts sämtliche Fenster schließen. „Ich werde im Schlaf geweckt“. 

(Der Leitende Lufthansa-Angestellte) Manfred Eckelt aus Mainz bezweifelt, ob der von der Universität in Chemnitz beschriebene Wertverlust der Immobilien ausschließlich Fluglärm anzulasten ist.

Annette Schmuck aus Mainz-Bretzenheim hört nach eigenen Angaben den Fluglärm gar nicht, „weil Bohrer, Sägen, Rasenmäher, Fräsen und andere Heimwerkerwaffen viel lauter sind“.

Rudolf Dewald hat sich mit der Lärmquellen-Umfrage dieser Zeitung auseinandergesetzt, in der Kinder an dritter Stelle rangierten, Frösche & Co. das Schlusslicht bildeten. „Dieses Ergebnis ist symptomatisch für unsere Gesellschaft. Das Lachen und Frohlocken eines spielenden Kindes wird als Belästigung empfunden und sogar juristisch verfolgt. Man bleibt lieber kinderlos und setzt Frösche in den Gartenteich, die keine Arbeit machen und auch kein Geld kosten“, schreibt der Leser.

Christin Enders aus Mainz geht am meisten der Lärm von Motorrädern (vor allem frisierten), Flugzeugen und Baulärm auf die Nerven.

Helmut und Barbara Puschnerat aus Wachenheim/Zellertal wohnen direkt an der B47. „Wir leiden unter dem Lärm, verursacht durch den Straßenverkehr.“ Bei der Verbandsgemeindeverwalung sind sie aber bislang auf taube Ohren gestoßen.

Uwe Jens Preukschat wohnt in Mainz-Laubenheim etwa 40 Meter von den Bahngleisen entfernt. „Mich stört und beeinträchtigt der Lärm der deutschen Bahn“. Nach Fertigstellung des Mainzer Tunnels habe der Zugverkehr stark zugenommen. „Unterhaltung auf Terrasse, Balkon oder in der Wohnung bei geöffneter Tür ist kaum mehr möglich.“

Anmerkung der ÖDP-Lerchenberg
Die Landesregierung Rheinland-Pfalz ist auf Tauchsttation und schlägelt sich aus der Mitverantwortung heraus mit dem Rechtfertigungsversuch, die Regierung sei ja für die Mainz weniger belastende Nordostbahn (die nie verwirklicht wird). 

Hartmut Rencker
Ortsbeiratsmitglied

<< zurück