Mainzer Rheinzeitung vom 1.8.2005
Gemeinsam gegen den Fluglärm

Diskussionsrunde im evangelischen Gemeindehaus Marienborn — Bürger fordern von Parteien vor der Wahl klare Positionen

Im Marienborner Gemeindehaus trafen sich gestern Vertreter aus Politik und Kirche. Sie diskutierten über Fluglärm, seine gesundheitlichen Risiken und über die möglichen Folgen des geplanten Ausbaus des Frankfurter Flughafens.

MARIENBORN. Wie sehr das Thema Flughafenausbau Frankfurt und die damit verbundene Lärmbelästigung auch in Mainz die Menschen bewegt, zeigte sich bei einer Podiumsdiskussion gestern in Marienborn, zu der die evangelische und die katholische Gemeinde eingeladen hatten.

Im evangelischen Gemeindehaus waren alle Stühle besetzt, einige Interessierte mussten stehen. Und als Moderator Pfarrer Harald Jaensch die Diskussion nach fast drei Stunden unterbrach, waren längst nicht alle Fragen geklärt. Neben den Kirchenvertretern Klaus Lenhard und Wilhelm Wegner diskutierten die Bundestagsabgeordneten Ute Granold (CDU) und Michael Hartmann (SPD) sowie Grünen-Stadtrat Markus Gröninger mit den Bürgern. Das übereinstimmende Fazit am Ende lautete: Nicht nur die wirtschaftlichen Interessen, sondern auch der Schutz der Schutz der Gesundheit müssen in die Überlegungen des des Flughafenausbaus einbezogen werden. „Das ist ein Thema, das alle betrifft", mahnte Harald Jaensch. Er verwies auf die Fürsorgepflicht von Politik und Kirche und stellte klar, dass die Lärmbelastung bereits jetzt unzumutbar sei. „Die ständige Beschallung stellt ein großes gesundheitliches Risiko dar“, sagte Jaensch, „wir rufen die Abgeordneten in die Verantwortung, sich nach dem Stopp des geplanten Fluglärmgesetzes für eine neue Rechtsprechung einzusetzen.

Das Gesetz regelt in erster Linie die Entschädigungen und mindert den Fluglärm nicht, gab SPD-Abgeordneter Hartmann zu bedenken. Er appellierte an Stadt, Land und Bund, sich gemeinsam für ausgeweitete Nachtflugzeiten und verbesserte Start- und Landeverfahren einzusetzen: „Damit kann schon jetzt der Lärm verringert werden. Wir müssen politischen und moralischen Druck aufbauen“, fügte Hartmann hinzu.

Dass eine Optimierung möglich ist, wenn sie vom Flughafenbetreiber, der Fraport AG, gewollt wäre, davon ist Ute Granold überzeugt. „Die EU-Richtlinien werden nicht eingehalten und die Verfahren dauern zu lang“, kritisierte die CDU-Abgeordnete. Sie sprach sich für neue Messverfahren aus: „Die Mittelung der Werte geht an der Realität vorbei“, so Granold, „wir brauchen die Landesregierung als Sprachrohr.“

Einigkeit auf Landesebene vermisst auch Markus Gröninger, „dafür ziehen im Stadtrat alle Fraktionen an einem Strang gegen den Ausbau“. Er forderte bessere Beteiligungsrechte für die Kommunen und ermunterte die Bürger, alle Möglichkeiten des Protests zu nutzen.

Die Bürger im Publikum forderten die Parteien auf, sich vor der Bundestagswahl im September klar pro oder contra Ausbau zu positionieren.

Anna Altfelix

Anmerkung der ÖDP-Lerchenberg
Lückenhafte Sachkenntnis war bei dem SPD-Mann Hartmann zu beklagen. Dieser redete den Zuhörern ins Gewissen, als Flugtouristen selbst schuld an dem Lärm zu sein. Hartmann vergaß dabei, dass die Region allenfalls 20% des Flugbetriebes hervorbringt. Alleine 53% sind Umsteiger, 10% Militär und über 20% Luftfracht für ganz Europa. Und ein Nachtflugverbot, das diesen Namen verdient, wird es nie geben. Die Lufthansa-Tochter Condor wickelt 40% der Flüge zwischen 23 und 5 Uhr ab, ähnlich ist es bei Lufthansa-Cargo. Die Menschenverachtung der Lufthansa gipfelt in einer Forderung nach Siedlungsbeschränkungen !!

Hartmut Rencker
Ortsbeiratsmitglied

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