Mainzer Rheinzeitung vom 21.7.2005
Keiner will City-Airport in Finthen

SPD-Fraktionschef Trenner misstraut offiziellen Stellen — Stadt: für Status Quo — Land: nicht beteiligt — Verein: kein Interesse

Steigt die Zahl der Flüe ab Finthen? Die Stadt, der Luftfahrtverein und der Landesbetrieb Straßen und Verkehr widerersprechen Gerüchten über einen City-Airport.

FINTHEN. Wird der Flugplatz Finthen nach und nach zum City-Airport? Das zumindest befürchtet Dieter Trenner, SPD­Fraktionssprecher im Finther Ortsbeirat. Obwohl das von allen Seiten dementiert wird, sieht Trenner Anlass zur Sorge. ,, Ich misstraue dem Wirtschaftsdezernenten der Stadt, und ich misstraue dem Wirtschaftsminister des Landes Rheinland-Pfalz“, sagt der Staatsanwalt.

Die Stadt verweist in dieser Frage auf das Wirtschaftsministerium, dieses zurück auf die Stadt und auf den Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV). Der wiederum sagt, der Luftfahrtverein (LFV) als Betreiber habe das Wort. Dessen Vorsitzender Hermann Kuhn beteuert, der Verein sei nicht an einer Erweiterung interessiert, aber: „Was Stadt und Land wollen, müssen sie selbst sagen“. Spätestens da beißt sich die sprichwörtliche Katze in den Schwanz. ,,Ich denke, die Stadt Mainz will ihre Position als Hotel- und Gaststättenstandort ausbauen. Wenn Frankfurt Zentrum der Europäischen Bankenwelt wird, bietet sich an, dass der Unternehmer XY in Mainz landet, schläft und isst“, sind Dieter Trenners Überlegungen.

Ziel der Stadt Mainz sei, heißt es in einem Schreiben von OB Jens Beutel, das Gelände vom Bund zu kaufen und mittellristig den Status Quo zu erhalten, Innerhalb der Landesverwaltung gebe es unterschiedliche Meinungen, wobei das Wirtschaftsrninisterium wiederholt Interesse an einer Erweiterung des gewerblichen Flugbetriebes bekundet habe. Das Ministerium hingegen zeigt sich verwundert über die Aussage der Stadt: „Weder unsere Verkehrsleute noch unsere Wirtschaftsförderleute haben sich je in dieser Richtung geäußert. Wir haben ja gar keine Aktien im Spiel. Das sei Sache der Stadt und des Trägers, so ein Sprecher. Zwar hätte das Ministerium nichts gegen eine Erweiterung des Luftverkehrs, sei aber daran in keiner Weise beteiligt.

Hermann Kuhn räumt ein, es gebe eine leichte Steigerung der gewerblichen Flüge, aber das beinhalte beispielsweise auch die Nutzung von ADAC und ZDF. „Ohne das gäbe es kein gescheites Sportstudio“, so Kuhn. Die implizierten Bedenken könne er nicht teilen, denn insgesamt seien keine Steigerungen zu verzeichnen. Der Status Quo von 25 000 Landungen im Jahr entspreche den Realitäten.

Dieter Trenner aber besteht auf seiner Befürchtung: „Was verlautbart wird, muss doch so bedeutend sein, dass es wert ist, in einem offiziellen Schreiben vom OB wiederholt mitgeteilt zu werden. Das Referat Luftverkehr des LSV gibt als Genehmigungsbehörde Auskunft über die momentane Situation: „Ein Ausbauvorhaben ist uns nicht bekannt.“

Helene Braun

Anmerkung der ÖDP-Lerchenberg
Der Landeplatz Finthen liegt zu Drais und Lerchenberg außerordentlich ungünstig. Die bei vorherrschendem Westwind landenden Maschinen müssen quer zur Landebahn anfliegen und berühren oder überfliegen dabei den Lerchenberg in niedriger Höhe. Bei Ostwind gilt das Gleiche für den Start. In jedem Falle ist der Lerchenberg voll dabei, dazu wird noch der neue Korridor zur Nordwesbahn mittig über dem Lerchenberg liegen und auch der geplante Atlantikabflug wird uns heimsuchen. Quo vadis Lerchenberg?

Hartmut Rencker
Ortsbeiratsmitglied

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