Bei Hitze
wird Mainz zugedröhnt
Höheres
Flugaufkommen bringt auch mehr Landeanflüge über Mainz
Startende Großraumjets gewinnen langsamer an Höhe
Bei Ostwind leiden Mainzer unter dem Lärm von bis zu 650 landenden
Jets täglich, mit zunehmenderTendenz.
MAINZ. Massiv haben sich Mainzer an den zurückliegenden heißen Tagen über
Fluglärm beschwert. Vor allem die bei Ostwind im Landeanflug über Mainz fliegenden
Maschinen - die Zahl der Flugbewegungen in Frankfurt hat gegenüber dem Vorjahr um
fast fünf Prozent zugenommen - „dröhnten die Stadt zu“ wie es der Vorsitzende der
Gesellschaft für humane Luftfahrt, Friedrich Herzer, formuliert.
Besonders lärmintensiv empfinden die von Jetgedröhn Geplagten die sogenannten
Eindrehvorgänge, bei denen Flugzeuge auf den Landeleitstrahl zukurven. Dabei müssen die Triebwerke mehr
Schub leisten und sind entsprechend lauter.
Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DFS), die die An- und
Abflüge koordiniert, ist „die Stadt Mainz bereits heute weitgehend von Eindrehvorgängen
ausgenommen". Eindrehvorgänge von Norden zum Endanflug über die westlichen
Stadtteile fänden nach wie vor nur in geringer Anzahl statt, sagt ein DFS-Sprecher und fügt hinzu,
dass die weitaus überwiegende Mehrheit der Eindrehvorgänge in Bereichen deutlich
westlich von Mainz erfolgen. Für Herzer ist das nichts weiter als eine „dreiste
Falschaussage“. Das könne jeder, der sich die Zeit nehme, selbst
beobachten.
In der Tat zeigt eine DFS-Flugspurenaufzeichnung vom 18. Mai 2005 (0 Uhr bis 23.59
Uhr) noch eine Anzahl von Eindrehspuren über nördlichen und südlichen Mainzer
Bereichen. Sie macht aber ebenfalls deutlich, dass tatsächlich westlich der Stadt
der Löwenanteil der Kurverei stattfand.
Herzers Forderung, die Maschinen östlich des Rheins zwischen Kastel und Hochheim
auf den Leitstrahl eindrehen zu lassen und Mainz damit von Fluglärm zu entlasten, lehnt
die Flugsicherung ab. „Eindrehvorgänge vom nördlichen Gegenanflug in Bereichen östlich des Rheins müssten
aufgrund des geringen Abstands zum Aufsetzpunkt in deutlich geringerer Flughöhe erfolgen,
als dies heute der Fall ist. Vor dem Hintergrund der Besiedlungsstruktur in diesem
Bereich, etwa mit Blick auf Kastel und Hochheim, wäre eine solche
Vorgehensweise mit unserer Verpflichtung, auf einen größtmöglichen Schutz der
Bevölkerung vor unzumutbarem Fluglärm hinzuwirken, nicht vereinbar“, begründet
die DFS ihre Haltung. Zudem hat Mainz nach Meinung der Flugsicherung auch mit Blick
auf die Bevölkerungsdichte „kein Recht auf eine derart eklatante Sonderbehandlung,
nämlich die Stadt Mainz unter extremer Mehrbelastung anderer Gebiete noch mehr als
heute von Eindrehvorgängen auszunehmen".
Bleiben die Mainzer aufgrund der Wetterlage von den bis zu 650 Landeanflügen täglich verschont, sorgen
Richtung Westen startende Maschinen für mitunter heftige Einzelschallereignisse. Vor
allem, weil es sich dabei in der Regel um Großraumjets (knapp 70 pro Tag) mit auf
vollen Touren laufenden Triebwerkenhandelt.
Zwar führt die Abflugroute MASIR über den Rhein und nicht übers Stadtgebiet, doch
wird den Piloten rechts und links der Ideallinie ein nach internationalen Vorgaben
bemessener Spielraum eingeräumt. „Kleine Abweichungen (...) sind in gewissem
Umfang, zum Beispiel durch Wettereinflüsse oder unterschiedliche Leistungsmerkmale der
Flugzeuge, unvermeidlich", so die DFS. Fliegt eine Cockpitbesatzung über den Rand
des zulässigen Korridors hinaus, droht ihr bei nachgewiesenem fehlerhaften Verhalten
ein Ordnungswidrigkeitsverfahren.
Ausnahmeregelungen gibt es beispielsweise bei heftigen Gewittern, wie sie am
Mittwochabend über Mainz tobten. Gegen 22 Uhr kam es dabei zu einem Start-Überflug einer
Boeing 747 (Jumbo-Jet), der viele Bürger aufschreckte. „Ich dachte, der würde hier
gleich landen. So tief und so laut habe ich noch keine Maschine fliegen sehen“,
schildert ein Augenzeuge seine Eindrücke, der den Flug vom Minigolfplatz mi
Hartenbergpark aus verfolgte. Seitens der DFS hieß es dazu, die Maschine sei zwar
wegen des Gewitters von der eigentlichen Route etwas abgewichen, aber keineswegs zu tief geflogen:
„Es wurde kein Fehlverhalten des verantwortlichen Piloten festgestellt.“
Helmut Oesterwinter
Hintergrund
Mindestflughöhe 1100 Meter
Bei sommerlicher Hitze ist die Luft dünner und deshalb nicht so tragfähig.
Die oft schweren und für den Weg über den Nordatlantik oder auch nach
Fernost vollgetankten Großraumjets gewinnen in dieser Luft weniger
Auftrieb. Ein längerer Steigflug bis zur angestrebten Reiseflughöhe ist
die Folge. Über Mainz ist eine Mindesflughöhe von 3600 Fuß (ca. 1100
Meter) festgelegt. Diese Höhe erreichen die Flugzeuge nach Auskunft der
Deutschen Flugsicherung auch bei hochsommerlichen Temperaturen. Bei kühler
Witterung fliegen die Jets üblicherweise schon ein Stück höher.
unten:
Die
24-Stunden-Flugspuraufzeichnung der Deutschen Flugsicherung vom 18. Mai
2005: Deutlich sind die roten Spuren der auf den Landeleitstrahl
eindrehenden Maschinen über Mainzer Gebiet und westlich davon zu erkennen.
Die blauen Spuren stammen von abfliegenden Flugzeugen.
Anmerkung
der ÖDP-Lerchenberg
...und es wird noch viel schlimmer kommen. Der Nordwest-Landekorridor
wird mittig über den Lerchenberg führen, dazu noch 60 -100 Meter
niedriger wegen des 3 km näher an Mainz liegenden Aufsetzpunktes.
Dazu kommt bei Westwind der neue Altlantikabflug. Und langfristig wird
es die Hölle für die gesamte Region, denn weitaus bedrohlicher als
der Bau der Riesenhalle ist deren Platzierung. Die von Naturschützern
geforderte Verlegung auf das frei werdende US-Gelände scheitert an
dem geplanten neuen Terminal Süd, das in seiner Dimension einen
eigenen Großflugplatz herausfordert. Damit ist der Einstieg in den
weiteren Bau von zwei Südbahnen eingeleitet, denn das Terminal Süd
steht in keiner Beziehung zur weit entfernten Nordwestbahn. Dieses
Ziel hat Fraport erst im September 2004 verdeckt erklärt mit der
Forderung, der Flugplatz müsse zum Mega-Hub ausgebaut werden, um im
Kreise der weltgrößten Plätze bestehen zu können, andernfalls
werde Fraport seine Bedeutung verlieren und in die Provinzialität zurückfallen.
Und
schon jetzt fordern
Fluggesellschaften die Privilegierung des Flugverkehrs bei künftigem
Energiemangel, weil es keine Energiealternative gibt.
Hartmut
Rencker
Ortsbeiratsmitglied |