Nur die Ruhe
vor dem Sturm?
"Winter der Entscheidungen"
beim Ausbau des Frankfurter Flughafens
RHEIN-MAIN Relativ
ruhig ist es derzeit um den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Dabei steht
der Region ein heißer Winter bevor - mit einer ganzen Reihe wichtiger
Entscheidungen. Auch in Fragen des Fluglärms wird sich in den kommenden
Monaten einiges tun.
Von unserem
Redaktionsmitglied
Markus Lachmann
Etwas leiser
am Himmel - auch über Mainz - soll es nach Angaben der Deutschen Flugsicherung
(DFS) ab Januar 2005 werden. In 20 bis 40 Kilometern Entfernung vom Frankfurter
Flughafen werden landende Flugzeuge in den kontinuierlichen Sinkflug -
kurz "CDA" genannt - übergehen. Folge: Die Triebwerke müssen
weniger leisten, dadurch wird´s leiser. Allerdings nur zwischen 23
und 6 Uhr. "Denn dafür brauchen die Flugzeuge Platz", so Anja Tomic,
Sprecherin der Flugsicherung.
Noch immer auf sich
warten lässt das Steilstartverfahren, das derzeit zur Entscheidung
im Berliner Bundesverkehrsministerium liegt. Es hat sich bereits an internationalen
Flughäfen wie Amsterdam und Paris bewährt und könnte auch
am Frankfurter Flughafen ausprobiert werden. Es hätte vor allem Auswirkungen
ab einer Entfernung von 15 Kilometern. Die Flugzeuge steigen schneller,
verbrauchen mehr Treibstoff, dafür sinkt der Lärmpegel. Die Airlines
wurden bereits angehört, passiert ist aber noch nichts.
Über die Zukunft
der Tabum-Abflugroute wird voraussichtlich noch in diesem Jahr entschieden
werden. Ein Vorschlag, wie die Route - sie verläuft auch über
Wiesbaden und Hochheim - geändert werden könnte, liegt derzeit
beim Luftfahrtbundesamt. Ob und was denn genau geändert wird, will
die Flugsicherung jedoch nicht sagen.
Noch ungewiss ist
das weitere Schicksal des neuen Fluglärmgesetzes. Der Entwurf, im
Sommer von Bundesumweltminister Trittin vorgelegt, sieht niedrigere Lärmgrenzwerte
vor. Die Zonen um Flughäfen, in denen die Bewohner Anspruch auf Schallschutzfenster
haben, könnten dadurch größer werden - allerdings ist noch
nicht klar, wer genau für die Kosten aufkommt. Auf die Flughäfen
kämen Ausgaben in Millionenhöhe zu.
Der Zeitplan steht:
Frühestens 2009 will Fraport seine neue Landebahn in Betrieb nehmen.
Das Hessische Kabinett will noch in diesem Jahr beschließen, dass
dazu der Landesentwicklungsplan (LEP) geändert wird. Was sich dahinter
verbirgt: "Bei der Änderung des LEP wird entschieden, ob und wo der
Frankfurter Flughafen erweitert wird", sagt der Sprecher des Verkehrsministeriums
in Wiesbaden, Clemens Christmann. Mit dem Plan sollen noch einmal alle
Landebahn-Varianten geprüft werden: Nordost, Nordwest, Süd und
auch die so genannte "Nullvariante", die nichts anderes bedeutet, als dass
nicht ausgebaut wird. Auch die Sicherheitsproblematik, etwa für das
Chemiewerk Ticona in Kelsterbach, soll erörtert werden. Brüssel
wird dem Verkehrsminister dabei genau auf die Finger schauen: Denn noch
immer läuft ein Vertragsverletzungsverfahren der EU gegen die Bundesrepublik;
Auslöser war das Ticona-Risiko.
Noch in diesem Dezember
soll der Planfeststellungsbeschluss für die Airbus-Wartungshalle im
Mörfelder Wald erfolgen. Das heißt, für die in Teilen der
Region umstrittene Flugzeug-Werft existiert dann Baurecht. Bis 2007 soll
das Gebäude stehen - bis dahin will die Lufthansa 15 Flugzeuge vom
Typ A380 in Frankfurt stationieren. Naturschützer und Anrainer-Kommunen
wollen das Bauprojekt im Wald verhindern. Es ist damit zu rechnen, dass
pünktlich zum Planfeststellungsbeschluss die ersten Klagen beim Gericht
eingereicht werden. Die Region wird gebannt auf den Rechtsstreit schauen,
denn er gilt als Testlauf für den "großen" Flughafenausbau. |