Allgemeine Zeitung vom 22.09.2004
Amadeus hebt nicht mehr ab 

Von unserem Redaktionsmitglied
Monika Paul

 Schon seit Wochen heben die vier Maschinen des Amadeus Flugdienstes nicht mehr vom Finther Flugplatz aus ab. Offenbar als heiße Luft haben sich die Pläne der GmbH & Co. KG mit Sitz in Hahn herausgestellt, regelmäßige Linienflüge von Mainz aus nach Berlin und Hamburg anzubieten. Das bundesweit operierende Unternehmen hat am Freitag Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bad Kreuznach gestellt, wie Insolvenzverwalter Eckhard Finke bestätigte. Amadeus-Geschäftsführer Jörg Kunkel war nicht erreichbar. Der Amadeus-Flugdienst hat nichts mit der Personalberatung zu tun, die ehemals 05-Hauptsponsor war.

 Keine Flüge nach Berlin"Hier tut sich schon länger nichts mehr", heißt es aus Kreisen des Mainzer Luftfahrtvereins über die Amadeus-Aktivitäten in Finthen. Die Firma war 2003 mit der Ankündigung an die Öffentlichkeit getreten, ab 2004 Linienflüge von Finthen aus zu starten. Davor bot der Flugdienst bereits von Mainz individuelle Flüge für Geschäftsreisende an. Die Amadeus-Pläne hatten für politischen Wirbel gesorgt, aber klar gemacht, dass ein Linien-Flugverkehr, so lange er nur mit kleinen Maschinen bis 14 Tonnen aufrecht erhalten wird, in Finthen rechtlich möglich ist.

 Insolvenzverwalter Finke bestätigte, das Luftfahrtbundesamt habe dem 1996 gegründeten Unternehmen vorläufig die Lizenz für gewerbliche Flüge entzogen. Vom Hahn aus flog Amadeus nach Berlin und auf Sylt, demnächst sollte es auch eine Verbindung nach St. Tropez geben. Alle Linienflüge seien eingestellt worden. Weitere Amadeus-Geschäftssparten des Flugdienstes sind Businessflüge und eine Flugschule. 

In einem Brief an die Flughafen Hahn GmbH formulierte Amadeus-Geschäftsführer Jörg Kunkel am 20 September: "Auf Grund unvorhergesehener Umstände setzt Amadeus Flugdienst den Flugdienst bis voraussichtlich 31. Oktober 2004 aus." Die Flüge sollten zu Beginn des Winterflugplans wieder aufgenommen werden. 

Pech für TicketkundenInsolvenzverwalter Finke bezeichnete es allerdings als "wenig wahrscheinlich, dass es wieder Amadeus-Linienflüge gibt". Schlechte Karten haben also alle Kunden, die ein solches Amadeus-Flugticket gebucht haben. Finke: "Die werden Pech haben."

 Dass das Fluggeschäft öfter zu wirtschaftlichen Bruchlandungen führt, weiß zumindest Oliver A. Heinz, der sich 2003 in Mainz als kaufmännischer Geschäftsführer des Amadeus-Flugdienstes GmbH vorstellte. Der damals 25-Jährige war zuvor Chef von "Berlin Jet", einem Unternehmen, das wegen Zahlungsunfähigkeit aufgab. 

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Wiesbadener Kurier vom 22.09.2004
Fluggesellschaft Amadeus insolvent 

Zwölf Maschinen bleiben in Mainz und im Hunsrück am Boden / Hoffnung auf Neustart
 


Geschäftsführer Jörg Kunkel darf wegen der Insolvenz vorläufig nicht mehr mit seinem Amadeus Flugdienst in die Luft gehen.
Foto: Kaliwoda 
Vom 22.09.2004

MAINZ Die in Mainz-Finthen und auf dem Hunsrück-Airport Hahn tätige "Amadeus Flugdienst GmbH" hat Insolvenz angemeldet. In Kürze soll über eine eventuelle Weiterführung des Betriebs entschieden werden, sagte Insolvenzverwalter Eckhard Finke gestern dem Kurier. 
Von Kurier-Redakteur

 Harald Kaliwoda

 Alle zwölf Flugzeuge müssen vorerst am Boden bleiben. Laut Luftfahrtbundesamt besteht für Amadeus derzeit "keine aktive Betriebslizenz" mehr. Der Insolvenzantrag ist am vergangenen Freitag beim Amtsgericht Bad Kreuznach gestellt worden, bestätigte Rechtsanwalt Finke und betonte: "Es handelt sich erst um eine vorläufige Insolvenz." Er stehe mit seiner Arbeit "noch ganz am Anfang". Betroffen vom Verfahren sind zwölf Mitarbeiter, sagte Amadeus-Geschäftsführer Jörg Kunkel auf Anfrage. Er zeigte sich zuversichtlich, dass noch vor Ende Oktober wieder geflogen werden kann. Man habe mehrere alternative Pläne in Vorbereitung. Passagieren, die bereits ein Ticket bezahlt haben und nun nicht fliegen können, versprach Kunkel Abhilfe: "Wir werden versuchen bei Kunden keinen Schaden entstehen zu lassen." Alle Fluggäste seien angeschrieben und informiert worden. Auslöser für den Insolvenzantrag sei das "völlig unerwartete" Platzen einer Finanzierungszusage gewesen. "Das war ein menschlicher Fehler im juristischen Bereich, und der passierte nicht in unserem Haus", sagte der Amadeus-Chef. Seine Maschinen für europaweite Geschäftsflugreisen seien bis zuletzt "sensationell gut ausgelastet" gewesen. Mangelnde Nachfrage sei kein Grund für die Insolvenz gewesen. 

Maria Horbert, Sprecherin des Flughafen Hahn, wurde bisher nicht über eine offizielle Insolvenz informiert, wie sie erklärte. Es habe am Montag nur ein Schreiben von Amadeus gegeben, worin es heißt: "Aufgrund unvorhergesehener Umstände setzt Amadeus Flugdienst den Flugbetrieb bis voraussichtlich 31. Oktober 2004 aus." Am 1. November soll zudem ein geänderter Flugplan vorgelegt werden. Die Amadeus-Linienflüge nach Berlin und Sylt seien ebenfalls eingestellt. Telefonisch ist die kleine Airline nicht mehr zu erreichen und auch die Internetseite wurde gesperrt. Auf Internetseiten von Verbraucherschützern wird sogar vor weiteren Buchungen bei Amadeus gewarnt. 

Vom ehemaligen US-Flugplatz im ländlichen Mainzer Vorort Finthen aus, sind vor allem Geschäftsleute mit den fünfsitzigen und zweimotorigen Cessnas des Amadeus Flugdienstes gestartet. Wegen Fluglärms war die Gesellschaft im vergangenen Jahr ein kommunalpolitisches Thema.

 Hans Griebling, Vorsitzender des Luftfahrtvereins der das Flugfeld in Finthen betreibt, hat den Amadeus-Geschäftsführer schon lange nicht mehr gesehen. Der Verein hat auch ein Mahnverfahren gegen Amadeus wegen nicht bezahlter Landegebühren und Spritrechnungen eingeleitet. Derzeit stehen laut Griebling nur zwei einmotorige Flugzeuge der Gesellschaft in Finthen auf Parkposition. 

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