AZ, Mainzer Rhein Zeitung vom 05.06.2002
Gedanken zum Ausbau des Flughafens Fraport 

Fraport, ein Moloch erstickt an sich selbst

Davon kann sich jeder überzeugen, der schon den Flugplatz der langen Wege kennen gelernt hat. Eine umständliche Zubringerbahn zum Terminal 2 oder manchmal kilometerweite Busfahrten zu den abgelegenen Standplätzen der Maschinen beweisen eindrucksvoll die mangelhafte Funktionalität des Giganten. Noch schlimmer wird die Situation, wenn es zur Nordwestbahn kommen sollte.

Ganz einfach ist die Erklärung für diese Fehlentwicklung. Der Flughafen Rhein-Main ist 1936 als Ersatz für das Stadtflugfeld Rebstock entstanden, ganz bewusst zentrumsfern konzipiert. Für damals gerade einmal 30 Flugbewegungen täglich mit durchschnittlich 12 Passagieren begnügte man sich mit einem unbefestigten, runden Tennenplatz ohne Richtungsbahn nach dem Vorbild des inzwischen geschlossenen Flugplatzes Berlin-Tempelhof. Daneben bestand ein Stützpunkt für Luftschiffe. Der Ortsname "Zeppelinheim" legt beredtes Zeugnis ab. Erst 1943 erfolgte eine Vermörtelung der Hauptstart- und Landerichtung auf bescheidene 1500 Meter. Während des Krieges wurde der Flughafen von der Luftwaffe genutzt. 

Im Februar 1942 wurde ein Generalausbauplan erstellt, der sechs Start- und Landebahnen vorsah. Der Ausbau sollte nach dem Endsieg erfolgen.
(Text aus der Offenbach-Post vom 18.9.2010)


Nach dem Kriege erklärten die Amerikaner die völlig zerstörten Anlagen zum militärischen Lufttransportstützpunkt und betrieben den Ausbau. So entartete der Kleinflugplatz zuerst langsam und dann immer schneller zu einer bösartigen Krebswucherung, die alles aufzufressen begann und jetzt auf dem Wege ist, ihren Wirtsorganismus und im Ergebnis sich selbst zu vernichten. Fraport ist zu einem von den Gründern nie gewollten Innenstadtflugplatz mutiert, wie er andernorts geschlossen würde. Als Beispiele seien Berlin-Tempelhof, München-Riehm und in absehbarer Zeit auch Berlin-Tegel genannt. Fraport gehört nicht ausgebaut, sondern wie diese nicht mehr zeitgerecht platzierten Flugplätze stillgelegt oder zumindest vom Umsteige- und Frachtverkehr entlastet. Es gibt sogar Alternativen, weitaus geeigneter als der Hahn.

Warum nur wird das ehemalige Nato-Flugfeld Sembach nicht in die Überlegungen einbezogen? Die Entfernung von Frankfurt ist nicht größer als zum Hahn. Und es gibt keine Erreichbarkeitsprobleme. Alleine zwei Autobahnen, eine Eisenbahnlinie und die projektierte Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris – Mannheim liegen in unmittelbarer Nähe. Aber wo schon alles vorhanden ist, lässt es sich nicht so prächtig verdienen, möchte man annehmen. Oder verhindern etwa die Amerikaner den Ausbau, um in Ramstein von zivilem Luftverkehr verschont zu bleiben? Die Politik ist da eine Antwort schuldig. 

Hartmut Rencker, 55127 Mainz

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