Getränkemarkt wird nicht gebaut
Investor zog Bauantrag zurück - OVG Koblenz beriet
über Ober-Olmer Einkaufsmärkte - Entscheidung am 8. Dezember
Als Friedenssignal an die Stadt Mainz versteht der Investor
den Rückzug des Bauantrags für
den Getränkemarkt in OberOlm.
Dennoch wurde gestern beim
OVG verhandelt.
KOBLENZ/OBER-OLM.
Da waren es nur noch drei: Der
geplante Getränkemarkt im Ober-Olmer Neubaugebiet Nördlich Beinestein“
wird nicht gebaut. Wie am Rande der Verhandlung im Normenkontrollverfahren
beim Koblenzer Oberverwaltungsgericht (OVG) bekannt wurde, hat der Investor
den Bauantrag für diesen rund 500 Quadratmeter großen Markt zurückgezogen.
„Wir wollten der Stadt Mainz
damit signalisieren, dass wir nicht mit dem Kopf durch die Wand wollen“,
bestätigte der Bad Kreuznacher Projektentwickler Bernd Köh1er den Rückzug
auf Anfrage. Getränke werde es aber dennoch geben — im geplanten
Minimalmarkt, der dadurch aber nicht größer werden soll. Auch die
Bauanträge für Aldi und KiK-Textildiscounter bleiben laut Köhler bestehen.
Die Stadt bewertete diese neue
Information zunächst zurückhaltend: „Das ist noch sehr neu für uns“, so
Stadtsprecher Markus Biagioni. „Wir wollen jetzt aber erstmal den 8.
Dezember abwarten, ehe wir darauf reagieren.“
Donnerstag, 8. Dezember,
10.15 Uhr — der Termin für die Verkündung des OVG-Beschlusses im
Normenkontrollverfahren gegen den Bebauungsplan „Nördlich Beinestein“.
Bei der Anhörung gestern am Koblenzer Deinhardplatz wurde aber bereits
deutlich, dass der Vorsitzender Richter Henning Nickenig ein
Raumordnungsverfahren, wie es nach Ansicht der Stadt nötig gewesen wäre,
nicht für notwendig erachtet. Das gehöre zu einem Sondergebiet, die Gemeinde
habe aber ein Gewerbegebiet ausgewiesen.
Relevant sei aber die
Frage, ob es eine Abweichung zwischen der planerischen Festsetzung im
Bebauungsplan und der Realität gibt, so Richter Nickenig — die Frage also,
ob Ober-Olm über den eigenen Bedarf hinaus plant.
Für die Stadt Mainz führte
Heinz Goldmann (Rechtsamt) an, dass die Gemeinde einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan“
aufgestellt und demnach frühzeitig gewusst habe, was genau der Investor
plant. Und dies sei eben mehr als nur ein Markt. In der Of fenlage sei dies
aber nicht ersichtlich gewesen. Dies wies Ortsbürgermeister Heribert Schmitt
erneut zurück: „Wir wollten nur einen Markt und haben mit Rewe nur darüber
verhandelt.“ Die übrigen Märkte seien später dazu gekommen‘. „Wir
schielen nicht nach Lerchenberg und Drais.“
Zeitgleich angesetzt war
ein zweites Verfahren eines Anwohners, der in seiner Argumentation auf die
Nähe des benachbarten Wohngebietes zum Gewerbegebiet abzielt. Dies
widerspreche dem Trennungsgebot, so Nickenig. Ausnahmen seien aber möglich,
wenn etwa die Lärmkonflikte gelöst seien und es keinen anderen möglichen Ort
für das Gebiet gebe.
Laut Schmitt ist der
Lärmschutz durch eine Wand und die Anordnung der Häuser gewährleistet und
vor Ausweisung von "Nördlich Beinestein" seien alle freien Flächen
in Ober-Olm geprüft worden: "Es tut uns selbst weh, aber es gibt nix
anderes."
Bardo Faust
Anmerkungen zum Streit:
Die rigide
Haltung der Stadt wird langsam zur Rechthaberei. Denn worüber wird
eigentlich gestritten? Die Grundversorgung (ALDI bzw. Minimal-Markt) will und kann Mainz nicht
verhindern. Und nur diese unstrittigen Lebensmittelmärkte können eine
wirtschaftliche Gefahr für die umsatzschwache Lerchenberger Ladenzeile
darstellen.
Der Eigentümer der Tengelmann-Mietimmobilie scheint dies erkannt zu haben, denn wohl nicht ganz zufällig wird das Objekt für 2,45 Millionen Euro zum Verkauf angeboten (hier
Link zum Angebot).
Welches Gefährdungspotenzial der allein strittige
zusätzliche kleine KiK-Textilmarkt für den Mainzer Einzelhandel darstellen
soll, bleibt ein Geheimnis, denn
vergleichbare Angebote gibt es weder auf dem Lerchenberg, noch in Drais.
Hartmut Rencker, Ortsbeiratsmitglied ÖDP + Freie Wähler
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